Praktiken der Abstraktion: Kunst / Geld / Digitalität (Johanna Schaffer)

TuP_Flyer_DigitalVorlesung

In der Vorlesung werden Arten des kritischen Sprechens über verschiedene Praktiken der Abstraktion vorgestellt. Alle verstehen sie Abstraktion als Abstandnahme vom Materiell-Spezifischen, um allgemeine, vergleichbare, austauschbaren Einheiten zu gewinnen – rein operative Zeichen. Aber wo geraten wir hin, wenn wir das Nachdenken über Praktiken der Abstraktion in der Kunst kurzschließen mit der marxistisch inspirierten Einsicht über Geld und einem medientheoretischen Sprechen über Digitalität als Abstraktion? Die Vorlesung führt diese drei Praxis-Terrains zusammen, um die Allgegenwärtigkeit der Abstraktion materiell und konkret zu machen. Denn die Frage ist, wie gesellschaftliche Hierarchien, die durch Abstraktionen unterstützt werden, antikapitalistisch, queer-feministisch und antirassistisch / postkolonial durchkreuzt werden können. (Scheinerwerb: Impulsreferat oder dreiseitige schriftliche Arbeit)

Dienstags, 26.04., 10.05., 24.05., 07.06., 21.06., 28.06. jeweils von 10.15 – 13.00 Uhr

Raum: 0325

Plakat: Milena Albiez

<24.05.>  Zu Gast: Oliver Leistert, “Digitalität”

Wenn man Digitalität als Zeichen, Symbole, Farben, Bilder usw versteht, die durch parametrisierte Modulation von Energie festgestellt und transportiert werden, dann wird klar, dass Digitalität und Abstraktion in einem engen Verhältnis stehen. Und es fällt dann auch auf, dass Digitalität stets auf eine Verdrängung materieller und energetischer Dimensionen angewiesen ist, die Digitalität als “immateriell” überhaupt erst freistellen.

Ich werde also einerseits über die notwendigen Voraussetzungen sprechen, die es möglich machen, dass wir überhaupt von “Digitalität” als analytischer Kategorie sprechen können. Dabei werde ich Infrastruktur, Standards, Topologie, Protokolle. Cluster usw. thematisieren. Ich werde darstellen, dass der gesamtgesellschaftliche Aufwand zur Produktion von Digitalität nur mit einer enormen gesellschaftlichen Mobiliserung glückt, in deren Axiomatik sich Regierungsprogramme wie Konkurrenz und Leistung tief einschreiben.

Gleichzeitig will ich der Frage nachgehen, wieso digitale Abstraktion im Sinne einer berechenbaren Zeichenproduktion und -zirkulation ein wesentliches Betriebsschema und ein Vektor neoliberaler Globalisierung ist. Hier wird es um die Vorgänge Konnektion vs. Konjunktion gehen, die, so die These, die Formatierung und Verteilung von Spaltung (Konnektion) und Werden (Konjunktion) regieren.

Oliver Leisterts Forschungsschwerpunkte sind Social und Mobile Media, Überwachung und Protestmedien, sowie Affekt und Medientechnologien, und verstärkt Fragen von Medien-, Technik-, sowie „Allgemeinen Ökologien“. Er erhielt den Surveillance & Society Book Award 2014 für sein Buch „From Protest to Surveillance – The Political Rationality of Mobile Media“, sowie den Surveillance & Society Paper Award 2014 für seinen Aufsatz „Resistance against Cyber-Surveillance within Social Movements and How Surveillance Adapts“. Er ist Mitglied im Advisory Board des ESRC geförderten Forschungsprojektes „Digital Citizenship and Surveillance Society: UK State-Media-Citizen Relations after the Snowden Leaks“ der University Cardiff und im von der DFG geförderten Wissenschaftlichen Netzwerk „Affect and Psychotechnology Studies“.