Facing the Authoritarian Drift: Art Schools as Sites of Critique
Eine Veranstaltungsreihe von Lehrenden an deutschsprachigen Kunsthochschulen im Wintersemester 2024/25 und Sommersemester 2025
Die gemeinsam organisierte Veranstaltungsreihe stellt sich einer aktuell zu beobachtenden Abdrift ins Autoritäre entgegen. In den Nachwehen der Covid-19-Pandemie, unter dem Druck der Klimakrise und angesichts von Kriegen und zunehmender Militarisierung verschärfen sich Konflikte auch innerhalb von Hochschulen: Besetzungen durch Studierende werden unter Einsatz der Polizei geräumt – seit den späten 1960er Jahren wurde auf eine Studierendenbewegung selten mit einer solchen Vehemenz reagiert. Lehrende und Forschende erfahren Diffamierungen, werden aus politischen Gründen ausgeladen, Verträge werden nicht verlängert. Praktiken der Denunziation, des Digital Policing und der Hate Speech greifen auf die Hochschulpolitik über. Politische Akteur*innen setzen die Hochschulen unter Druck und beschneiden ihre Autonomie.
Am Kunstfeld lässt sich diese Abdrift ins Autoritäre deutlich ablesen. Die Debatten um unter anderem die Ruhrtriennale, die documenta fifteen, die Berlinale oder die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen werfen die Frage auf, warum sich aktuell so viele Konfliktlinien an den Künsten festmachen. Wie verändern sich Kunsthochschulen unter dem Eindruck dieser Konflikte?
Die Veranstaltungsreihe dient dazu, (Kunst-)Hochschulen als Orte der kritischen Kunst- und Wissensproduktion zu begreifen – als Orte, an denen Argumente entwickelt, Kontroversen öffentlich ausgetragen werden und Dissens bestehen kann. In verschiedenen Formaten analysiert die Reihe aktuelle Politiken und erodierende demokratische Ordnungen. Die Beiträge thematisieren die Delegitimierung postkolonialer Kunst und Theorie. Sie fragen nach den miteinander verschränkten Artikulationen antisemitischer, rassistischer und sexistischer Gewalt. Sie fragen nach den Formen und Effekten eines von rechts vereinnahmten Anti-Antisemitismus, der sich gegen emanzipatorische Bewegungen und immer offener auch gegen kritische jüdische Positionen und Personen richtet. Sie fragen nach den Auslassungen postmigrantischer Erinnerungskultur. Die Ringvorlesung untersucht den neoliberalen Umbau von Kunsthochschulen, nimmt die Ästhetiken von Protest und Besetzung sowie das Spannungsverhältnis zwischen Kunst und Politik in den Blick.
Folgt aus dieser Abdrift der Autoritarismus? Welche Fluchtlinien lassen sich finden, welche Möglichkeiten öffnen sich, wenn wir die Gegenwart analysieren und der Abdrift widerstehen?
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kunsthochschulen@krisol-wissenschaft.org