2 Berichte aus dem Forschungssemester am 5. Juli 2016 ab 18.30 im Hörsaal der khk

Alexis Joachimides, Auf dem Weg zu einer Ästhetik der Großstadt. 2berichteJMDauer02Bordeaux und Edinburgh im Vergleich 1730 – 1830.

Johanna Schaffer, Den Institutionen ihre eigene radikale Bildungsgeschichte entgegenhalten: Objekt Kunsthochschule Kassel.

Visual (=Plakatenwurf): Janne M. Dauer

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Auf dem Weg zu einer Ästhetik der Großstadt. Bordeaux und Edinburgh im Vergleich 1730 – 1830 (Alexis Joachimides)

Vorbereitung und Beginn der Erstellung einer geplanten Monographie über die Veränderung des Stadtorganismus in Westeuropa im Laufe des ‚langen‘ 18. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt der Darstellung wird ein internationaler Vergleich von urbanistischen Gestaltungprinzipien und Strukturmerkmalen in Frankreich und Großbritannien stehen, v.a. ein Vergleich von Bordeaux und Edinburgh als den beiden größten Stadtumbaumaßnahmen der Epoche in diesen Ländern. Die Diskussion dieser beiden Stadtplanungsvorhaben ist bisher in der einschlägigen Forschung gegenüber prominenteren Beispielen wie Paris, Nancy, London oder Bath vernachläßigt worden. Obwohl weitgehend im Zustand des frühen 19. Jahrhunderts erhalten, haben die beiden zum Vergleich herangezogenen Stadterweiterung bisher noch nicht den Platz in der Geschichte der Stadtplanung, der ihnen gebührt. Ziel der Monographie soll es sein, den Ursprung moderner Großstadtplanung, geprägt von Faktoren wie Massen-urbanisierung, Spekulation, Mietshausbau, Kanalisation und Straßenbeleuchtung, als spezifische ästhetische Herausforderung zu begreifen.

Den Institutionen ihre eigene radikale Bildungsgeschichte entgegenhalten. Objekt Kunsthochschule Kassel – ein Forschungsbericht (Johanna Schaffer)

Ich suche in den auf drei hessische Archive verstreuten Akten der Kunsthochschule Kassel (heute ein Fachbereich der Universität) nach den radikaldemokratischen und autoritätskritischen Strängen ihrer institutionell komplexen Geschichte. Ich tue dies in der Hoffnung, den InstitutionenReste ihrer eigenen radikalemanzipatorischen Bildungsgeschichte entgegenhalten zu können. Meine eigene Involviertheit als Institutionsangehörige darin, dass und wie künstlerische Aus/Bildungsstätten den Forschungsbegriff für sich reklamieren, lässt mich zudem nach Konflikten zwischen gestalterisch, künstlerisch oder wissenschaftlich ausgerichteten Argumentationen suchen. Mich interessiert dabei nicht einfach die Verschiedenheit der Disziplinierungen und Subjektivierungsanforderungen in den verschiedenen Bereichen (Als Künstler*in geht das gar nicht. Als Gestalter*in kannst Du eben nur das tun und nicht dies. Als Theoretiker*in macht man das eben so). Besonders beschäftigt mich, wo, wie und vor allem zu welchem Zweck diese Verschiedenheiten ignorant glattgebügelt oder herrschaftlich eingenäht werden.