Ayșe Güleç & Johanna Schaffer
In einem Zusammenhang, der sich mit Sichtbarkeit und Anerkennung in Medienkulturen beschäftigt, werden wir fragen, was sich denken lässt, wenn man ‚Empathie’ und ‚Ignoranz’ als Analysekategorien verwendet, um über solidarische und antirassistische Berichterstattung oder Textproduktion nachzudenken. Zentral für unser Nachdenken ist die Kategorie des ‚migrantisch situierten Wissens’, denn von den Praktiken und Strategien der Angehörigen der Opfer und der Überlebenden der Gewalttaten des NSU-Komplexes läßt sich lernen, wie struktureller Rassismus als das Unsagbar-Gemachte sich dennoch thematisieren und darstellen lässt. Denn staatlichliche, mediale und gesellschaftliche Instanzen wirken als Bestandteile des NSU-Komplexes zusammen, um mit enormer Kraft/Macht Rassismus als gesellschaftlichen Segregations- und Abwertungsmechanismus auszuagieren und anderseits dessen Existenz zu verleugnen. Dennoch erfinden Menschen als einzelne und in Zusammenhängen kontinuierlich Weisen der Bedeutungsproduktion, die es möglich machen, sich politisch, gesellschaftlich und emotional anders zu orientieren.
Beitrag für die Ringvorlesung Anerkennung und Sichtbarkeit in Medienkulturen, Institut für Medienwissenschaft, Universität Tübingen, am 09.06.2016, 14 – 16.00